Papierverpackungen

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Der Verbrauch von Papierverpackungen in Deutschland steigt rasant. Mehr als die Hälfte des Papierverbrauchs hierzulande geht bereits auf Kartons für Logistik, Produktpackungen und Papiertüten zurück.

Der ­Verbrauch steigt

Ein Animations­film über die Verpackungs­flut

  • Der steigende Papierverbrauch bei Verpackungen macht die Bemühungen zunichte, in anderen Bereichen (z. B. beim Druckerpapier) Papier einzusparen. Inzwischen verbrauchen wir in Deutschland jedes Jahr über 120 Kilogramm Papierverpackungen pro Kopf, etwa so viel wie in Frankreich oder der Schweiz insgesamt Papier verbraucht wird.

    Angelika Krumm

    Robin Wood

Stimmen zum Thema

Sini Eräjää, EPN International (english)

Dr. Christoph Thies, Greenpeace

Neva Murtha, Canopy (english)

Olaf Dechow, Otto Group

Almut Reichart, Umweltbundesamt

Lothar Hartmann, memo AG

Wen Bo, EPN China (english)

Nach­haltige Ver­packung

Online-Shopping boomt und der Versand von Paketen ist geradezu explodiert. In 2017 haben Dienstleister wie DHL, Hermes, DPD und GLS über 3 Milliarden Päckchen und Pakete an deutsche Kunden ausgeliefert. Für 2022 wird eine weitere Zunahme auf über 4 Mrd. vorausgesagt.

3 ­Milliarden Pakete

Zahl der Kurier- und Paketsendungen in Deutschland pro Jahr

2000

1,69 Milliarden

2017

3,35 Milliarden

2022

4,33 Milliarden (Prognose)

Quellen: BIEK, statista (nach FR)

Paketzentrum_Copyright Axisadman3

Überfluss

Produkte wie z. B. Kosmetika werden teils in aufwendige Umverpackungen gehüllt, damit sie besonders hochwertig erscheinen und die größeren Flächen für Produktinformationen und Marketing genutzt werden können.

Supermarktregale
Logistik

versteckte Ver­bräuche

Ein großer Teil des Verbrauchs entsteht im sogenannten „Pre-Consumer-Bereich“. Für die Logistik in und zwischen den Unternehmen werden Kartons und Verpackungen verwendet – lange bevor ein Produkt am Ende im Supermarkt-Regal steht.

WEniger Plastik -
Mehr ­Papier?

Die berechtigte Diskussion um Plastikmüll und die politischen Initiativen, um den Verbrauch von Plastikverpackungen und -tüten zu verringern, könnten den Papierverbrauch sogar noch forcieren. Statt Plastiktüten werden an vielen Supermarktkassen inzwischen Papiertüten angeboten. Kundinnen und Kunden gehen zufrieden nach Hause, mit der vermeintlich umweltfreundlichen Alternative in der Hand.

Papiertüten

Ökobilanz zweifelhaft

Dabei hat Papier schlimmere Folgen für die Umwelt als viele denken – die einfache, ökologisch bessere Alternative zu Plastik ist es nicht. Im Gegensatz zu vielen Kunststoffen ist Papier zwar biologisch abbaubar.

Doch zur Herstellung werden täglich unzählige Bäume gefällt. Natürliche Wälder werden gerodet und an ihrer Stelle industrielle Monokulturen für die Gewinnung von Zellstoff gepflanzt.

Monokultur 2b
Protest 1

Auch für die Menschen vor Ort hat das teils gravierende Folgen. In einigen Ländern kommt es zu Vertreibungen von den benötigten Landflächen, soziale Konflikte nehmen zu.

Hinzu kommt der enorme Energie- und Wasserverbrauch: Die deutsche Papierindustrie ist einer der größten Energieverbraucher der Bundesrepublik und die damit verbundenen CO2-Emissionen verstärken die Klimakrise.

Papierfabrik 3

Alter­native Rohstoffe?

Mit Verpackungen auf Basis von Weizenstroh, Gras und anderen Pflanzen soll die Ökobilanz verbessert werden. Doch es stellt sich die Frage nach den Nebenwirkungen. Die industrielle Landwirtschaft zum Beispiel, in deren Zuge relevante Mengen von Reststoffen wie Weizenstroh anfallen, steht wegen ihrer schädlichen Umweltwirkungen selbst in der Kritik von Umweltverbänden.

Am besten: Mehrweg!

Die beste Umwelt- und Sozialverträglichkeit verspricht ein einfacher Gedanke: Verpackungen gar nicht erst zu verbrauchen. Mit „Mehrweg statt Einweg“ lässt sich der Wegwerf-Mentalität etwas entgegensetzen und viel Papier einsparen.

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Neue „Unverpackt-Läden“ machen es vor und bieten ihren KundInnen lose Ware aus Großgebinden an, die in mitgebrachte Dosen und Gläser abgefüllt werden kann.

Versandunternehmen haben erfolgreich eigene Mehrweginitiativen mit stabilen Kisten und Beuteln aus Kunststoff gestartet. Auch übergreifende Pfandsysteme wären denkbar…

Die Politik ist gefragt, den geeigneten Rahmen für eine Wende beim Papierverbrauch zu setzen. Sie kann Standards etablieren, Papier über finanzielle Instrumente verteuern oder Mehrwegsysteme direkt fördern. Unternehmen können auf eigene Initiative überlegen, wie sie Verpackungen vermeiden können – und VerbraucherInnen können mit ihrem Einkaufsverhalten ein Beispiel geben und die richtigen Trends setzen.

Für die Wälder, für die Menschen, für das Klima.

Gemeinsam
für die Papierwende

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Film und Gestaltung:
Linda Tessarek

Text:
Jonas Daldrup

Projektkoordination:
Jonas Daldrup und Peter Gerhardt

denkhausbremen e. V. 2019

www.denkhausbremen.de

Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL

mit finanzieller Unterstützung des